Diese Scheibe geht so weit zurück zu den Roots, wie das bei einem Rock-Dinosaurier wie U2 noch machbar ist. Natürlich spielen die Iren keinen Garagen-Rock, aber ein so simples Stück wie „In A Little While“ hätte man ihnen auch nicht mehr zugetraut. The Edge hatte ja immer schon – ursprünglich ausgehend von seinen Limitationen – ein Faible für Effekte aller Art. In Brian Eno und Daniel Lanois – beide auch auf dieser Scheibe zugegen – fand man schnell verwandte Seelen. Auf „All That“ sitzt aber zusätzlich noch Steve Liliywhite am Mischpult – jener Mann, der in den 80s jede Gitarrenband gnadenlos zu monoauralem Blocksound zusammenklumpte. In der Mischung ergibt dies vergleichsweise erdige Rocksongs, die allerdings durch den mittlerweile zum Markenzeichen gewordenen Bono-Pathos auch gerne mal zu Gospels mutieren – auch ohne direkten religiösen Bezug. Überhaupt ist Bono thematisch kleiner und persönlicher geworden – auch wenn die große Geste nach wie vor Platz findet: „Walk On“ ist der burmesischen Oppositions-Politikerin Aung San Suu Kyi gewidmet und „Peace On Earth“ ist gesichtsloser Größenwahn in Song. Unterm Strich ist „All That“ die bodenständigste U2 Scheibe seit „Achtung Baby“.
„All That You Can’t Leave Behind“ von U2 erscheint auf Mercury.