Frage: Um wie viele Ecken muss man denken können, um der Musik von Stephen Malkmus folgen zu können? Antwort: Das geht gar nicht – das gibt die Hardware nicht her. Schon zu Pavement Zeiten war Steve ja bekannt für – sagen wir mal – sperrige Pop-Songs, die zuweilen durch zerstörerische Strukturen auffielen. Seit jedoch Bassistin Joanna Bolme – deren direkter Einfluss auf dieser Scheibe auch immens zugenommen hat – bei seinem neuen Projekt The Jicks dabei ist, nimmt das Ganze ungeahnte Dimensionen an. Pop kann man das, was hier fabriziert wird, auch guten Gewissens gar nicht mehr nennen. Eher erinnert dieses vielschichtige Herumlavieren mit strukturellen und melodiösen Elementen (in der Bio nicht ganz untreffend als „polyhedral“ (eine durch Polygone erzeugte 3-dimensionale Form) bezeichnet) schon an das, was z.B. Musiksaurier wie Gentle Giant zu Lebzeiten zur unverständlichen Perfektion erhoben. Dabei gebührt Steve und seinem Personal durchaus Lob: Denn seine Songs sind durchweg noch als solche zu erkennen, niemals wird das Mittel zum Zweck und vor allen Dingen haben die Elaborate durchaus eine Seele – was man ja vom Kunstrock der 70er nicht gerade behaupten kann. Und: Was live aufgrund der Komplexität des Ganzen manchmal schon an Selbstzerfleischung grenzt, kommt auf Konserve geradezu leichtfüßig und locker daher. Insofern hat Stephen Malkmus durch die Hinwendung zum Abstrakten durchaus so etwas wie eine eigene Kunstform des Songwritings – und der Präsentation – kreiert. Straight sind andere: Stephen Malkmus & The Jicks sind der wahre Deal.
„Pig Lib“ von Stephen Malkmus & The Jicks erscheint auf Domino Records/Zomba.