Devon Graves‘ Tribe-Projekt war eines der Highlights des ProgPower-Festivals 2002, das Album „Dead Soul Tribe“ sogar eine der stärksten Veröffentlichungen aus der progressiven Ecke im Gesamtjahr 2001. Wie kommt die aktuelle Veröffentlichung des ehemaligen Sängers von Psychotic Waltz mit den sich hieraus ableitenden turmhohen Erwartungen klar? Mühelos. Obwohl sich Graves und seine Band eindeutig entwickelt haben, hüllt auch die neue, überwiegend an Graves Wohnort Wien entstandene Musik jeden, der die Legende Psychotic Waltz oder das Tribe-Debüt liebte, den Zuhörer sofort ein, wie eine liebende Umarmung oder ein warmes Bad nach langer Motorradregenfahrt.
Das Konzept scheint noch grooveorientierter geworden zu sein, beim ersten Teil der nach Loops klingenden, aber gottseidank ohne Elektronik auskommenden, zweiteiligen Eröffnungsnummer „Feed“ heißt die Inspirationsquelle wohl eindeutig Tool, wobei ein Sound herauskommt, wie eine rockigere Fassung von Porcupine Tree.
Generell sind die Spuren von Grave selbst und seinem Rhythmusgitarrist Kerschbaumer sehr viel agressiver nach vorne gemischt, was den Kurs also mehr Richtung ProgMetal gehen lässt. Der Städte-Hymnus „In A Garden Of Stones“ hat sogar ein veritables Black Sabbath-Riff und „Flies“ eine virtuose Double Bass Drum am Start. Für Dynamik und Druck ist also reichlich gesorgt. Gleichzeitig aber kommen die atmosphärischen, ja geheimnisvollen Seiten dieses Komponisten nicht zu kurz, wenn er etwa auf dem noch aus Waltz-Zeiten stammenden „Black Smoke And Mirrors“ die Querflöte singen lässt. Eine rundum perfekte Platte, vielleicht besonders für den Herbst, wenn der kälter werdende Wind mit den Nebelkrähen spielt.
„A Murder Of Crows“ von Dead Soul Tribe erscheint auf InsideOut/SPV.
