Gut, dass es Scheiben wie diese noch gibt – denn sie helfen, den Glauben an den Rock’n’Roll aufrecht zu erhalten. Oder doch zumindest daran, dass man Rock’n’Roll immer noch mit Leidenschaft betreiben kann, ohne aufgesetzt zu wirken. Neil Leyton ist Kanadier und wie sein Kollege und Landsmann Hawksley Workman Freund exalktierter Unberechenbarkeit. Und so birgt nahezu jeder Song eine Überraschung und – was fast noch wichtiger ist – ein schier unglaubliches Steigerungspotential. Nicht nur, dass es Leyton gelingt, düstere Balladen wie den Opener „Paint The White House Black“ mittels überbordender Ausbrüche quasi explodieren zu lassen, selbst bei eh schon soliden, ruppigen Up-Tempo Rockern wie „Melancholy, Understanding“ ist immer noch jenes Quentchen mehr drin, das diese Stücke (und damit die ganze Scheibe) deutlich über den Durchschnitt hebt. Und sei es auch nur die Tatsache, dass Leyton sich die Mühe macht, neben coolen Riffs und Hooklines zusätzlich noch erkennbare Melodien zu erfinden. Dabei schert sich Leyton weder um Schönklang (die ganze Chose wurde live im Studio rausgerotzt) noch um Konventionen: Er kreiert seine ganz eigene, aus seiner musikalischen Historie zu erklärende Weltsicht, die sich dann hier als herzhafter Rock’n’Roll Glam Punk Folk Soul Noir entpuppt, und durch die er sich dann mit seiner sirenenartigen Nörgelstimme quengelt, die indes genau jenes I-Tüpfelchen ist, das man sich vielleicht noch gewünscht hätte. Ein weiteres ist die fette Hammond Orgel, die die Basis für manch schöne Idee ist. Wenn all jene ungekrönten Könige der alternativen Rock-Schiene auch nur halb so viel Potential hätten, wie ausgerechnet der Kanadier Neil Leyton, dann gäbe es noch Hoffnung für das Abendland.
„Blacklight Skies“ von Neil Leyton erscheint auf Supermusic/Alive.
