Tunng sind eigentlich ein Songwriting-Projekt. Das merkt man aber erst beim zweiten Durchhören. Zunächst klingt das Material nach Frickel-Elektronik, denn es fallen vor allem Tracks ins Auge, in denen Obskure O-Töne zerhackt und mit pluckernden CD-Lesefehler-Loops aufbereitet werden. Diese Collagetechnik ist allerdings kein Selbstzweck, sondern dient der zeitgemäßen Inszenierung klassischer Folk-Songs im Stile der späten 60er und frühen 70er Jahre des 20. Jahrhunderts. Irgendwo zwischen Nick Drake und Simon & Garfunkel.
Produziert ist das ganze in einer Ästhetik, die in den flotteren Momenten fast an Post-Rock a la Jim O’Rourke erinnert. Die ruhigeren Tracks klingen nach Lofi und Homerecording. Das ist über weite Strecken ziemlich unterhaltsam, allerdings driften Mike Lindsay und Sam Genders, die federführend an den Produktionen von Tunng basteln, auch immer wieder in unschön belanglose Niederungen ab, die das eigentlich gute Konzept zum Kitsch verkommen lassen. Da hört man dann experimentelles Geklimper mit Harfe und Querflöte oder endlose Variationen des „Scarboroug Fair“-Themas. Trotzdem anhören!
„Comments Of The Inner Chorus“ von Tunng erscheint auf Full Time Hobby/Rough Trade/Pias.