Man kann sich wirklich fragen, ob solche Platten unbedingt sein müssen: Bekannte Musiker stellen einen Sampler mit Musik zusammen, die sie mögen und die sie geprägt hat. Jan Delay hatte in dieser Reihe den Anfang gemacht, nun folgen die Indie-Darlings von Tocotronic. Beantwortet man die Eingangsfrage mit „ja“, so muss man sagen, dass Tocotronic eine vielschichtige und spannende Compilation gelungen ist, was allerdings auch nicht anders zu erwarten war. Nur besonders neu ist das alles nicht. Jeder, der sich ein wenig für diese außergewöhnliche Band interessiert, wusste, dass Sänger Dirk von Lowtzow Mark E. Smith von The Fall verehrt, dass Trommler Arne Zank Animal Collective gut findet, kann man auf seiner Solo-CD „Love & Hate From A to Z“ eindrucksvoll nachhören. Gitarrist Rick McPhail mag genau das, was geschmackssichere Amerikaner eben so mögen, Sonic Youth oder Steven Malkmus und dürfte damit auch im Toco-Universum auf viel Konsens stoßen. Einzig Bassist Jan Müller fügt diesem Sampler neben der bereits attestierten Klasse noch Spannung bei: Klaus Beyer oder die Krautrocker Faust dürften nämlich nur älteren Semestern bekannt sein. Tocotronic beweisen auf diesem Sampler ihr feines Gespür für gute Musik, schön anzuhören allemal, nötig als Anschaffung aber sicher nur für eingefleischte Fans, die keinen Tocotronic-Output in ihrer Sammlung missen wollen.
„Pop Portrait“ von Tocotronic erscheint auf Pias/Rough Trade.