Bislang war es den Norwegern ja nicht so recht gelungen, ihre faszinierend dynamischen und abwechslungreich gestalteten Live-Auftritte auch nur annähernd adäquat in Studio-Qualität umzusetzen. Ganz im Gegenteil: Washington gingen zuweilen problemlos als schläfrigeres Midnight Choir-Derivat durch. Damit ist jetzt Schluss. Das neue Album bietet geradezu episch ausformulierte Tracks, die faszinierend facettenreich gestaltet sind – sowohl was die angesprochene Dynamik betrifft, wie auch das Tempo, die Atmosphäre und die vielschichtigen Arrangements. Vom schnarrenden, polternden Rocksong über die asketische Piano-Ballade bis zur mit kammermusikalischen Streichern inszenierten Mini-Operette ist alles da. Zumindest Fragmentweise – denn wenn man dem Album (neben der kurzen Spielzeit) etwas vorwerfen könnte, dann ist es eine gewisse Zerrissenheit%3B die indes auch für eine bestimmte Spannung sorgt, denn ob und wann die persönlichen Lieblingspassagen im subjektiv richtigen Kontext stehen, muss jeder für sich entscheiden. Und: Mit dem Einspielen von dräuenden Soundscapes im Background haben Washington auf der anderen Seite auch ein Mittel gefunden, alles wieder zusammenzuhalten. Insgesamt ist dies ein reifes, rundes Album geworden.
„Rouge/Noir“ von Washington erscheint auf Glitterhouse/Indigo.