Auf bluesrockiger Augenhöhe mit den letzten Veröffentlichungen von Joe Bonamassa und doch vom Konzept her völlig anders kommt diese trotzig „20 Years Of Hardcore Blues“ untertitelte Zwischenbilanz daher. Denn sie stellt unveröffentlichtes Material von ’89 bis ’09 Seite an Seite, wobei Trout in den Liner Notes zu jedem Stück die Geschichte erzählt, die ihn zur Auswahl bewog. Beispielsweise die stark eröffnende Hartz IV-Hymne „They Call Us The Working Class“ stammt von der aktuellen Formation, verträgt sich aber perfekt mit dem folgenden, auch von der Jeff Beck Group bekannten „Goin‘ Down“, das von BBC-Sessions des Jahres ’91 stammt. Insofern wäre Sir Walter also in der Tat unangekränkelt von jedwelchen Fortschrittsgedanken, wie uns der Albumtitel nahelegen soll.
Wenn man aber an einige der hemmungslos verkitschten Trout-Alben und Titel der mittleren und letzten Jahre denkt, handelt es sich hier wohl eher um eine Rückbesinnung auf frühere Werte. Und die nachzuvollziehen, macht Freude, etwa bei Material vom Bonn Bluesfestival ’91: dem schleppenden Slow Blues „Finally Gotten Over You“ (12 min.) und dem Groover „Goin‘ Back Home“. Erfreulicher-, aber unerwarteterweise sind die drei Nummern von ’09 nicht die Durchhänger eines über knapp 78 Minuten schlicht überzeugenden Albums.
„Unspoiled By Progress“ von Walter Trout erscheint auf Provogue/Rough Trade/Mascot.