„Deutschrock“ war in den 70ern Jahren für ganze Bevölkerungsschichten ein abwertend gebrauchtes Schimpfwort. Unter anderem auch deswegen, weil dieser Begriff auch immer ein wenig implizierte, dass damit mehr Kopf als Herz an die Sache herangegangen wurde. Als sich Charly Maucher und Wolfgang Krantz 1974 von den Pink Floyd-Epigonen Jane trennten (die für viele quasi das personifizierte Feindbild darstellten), um mit seiner Band Harlis neue Wege zu beschreiten, bedeutete das vor allen Dingen: Weg vom Prog-Rock hin zu internationalen Standards. Und so findet sich denn auf dem Debüt der Hannover Band von 1976 ganz „normale“ Gitarrenmusik mit Westcoast-Einflüssen und einer kleinen Prise Psychedelia. Zugegeben: Für heutige Ohren hört sich das, was da unter der Regie von Conny Plank entstand, wieder recht komisch und naiv an (da reimt sich „BMW“ auf „Chevrolet“) – aber: Es klang nicht mehr so steif und trocken, wie das, was ansonsten aus der Ecke kam, auch wenn das nicht wirklich mit US-Bands konkurrieren konnte. Immerhin gilt zu bedenken, dass das noch vor dem Punk-Urknall passierte. Damals war die Hinwendung zu klassischen Tugenden also im Prinzip ein fast radikaler Schritt. Angereichert ist dieses Re-Issue (das eine ganze Reihe von Wiederveröffentlichungen des legendären Sky-Labels auf Sireena einläutet) mit zwei Bonus-Tracks, die anlässlich eines Jane-Tributes eingespielt wurden. Später schwenkten Harlis dann mit einer Piraten-Oper wieder hin zum Größenwahn, aber für diesen Moment gab es sozusagen einen Lichtblick der Normalität im Deutschrock der 70er.
„Harlis“ von Harlis erscheint auf Sireena/Broken Silence.