Naima Husseini ist eine Musikerin, die ein Kunststudium in ihrer Vita vorzuweisen hat. Vielleicht sind deswegen ihre Songs so komplex und grenzenlos geraten. Jedenfalls gibt sich Naima niemals mit einer simplen Idee zufrieden. Nominell macht Naima moderne Pop-Musik. Aber: Jeder Ton, der sich auf diesem von Olaf Opal kongenial produzierten Debüt befindet, hat hörbar einen oder mehrere Prozesse durchlaufen, bevor er dort landete, wo er sich nun befindet. Naima bedient sich dabei aller Möglichkeiten, die Studio, Computer und Produktionstechnik hergeben. Vom Sample über die Elektronik bis zum klassischen Effekt und normalen, organischen Sounds wird alles eingesetzt, was den Wall Of Sound, den sie auf der einen Seite errichtet, auf der anderen gleich wieder bricht und neu zusammensetzt. Deswegen kommen die Songs im Stil einer überwältigenden Collage daher. Gleichwohl sind es dennoch Songs geblieben – das Chaos bleibt deutlich außen vor – und das ist bei der schieren Menge an Ideen, die hier verwurstelt werden, schon erwähnenswert. Dazu singt Naima auf Deutsch und auf eine selbstverständliche Art mit einfachen Worten aber in rätselhaften Parabeln, die immer wieder aufhorchen lassen, von klassischen Gemütszuständen. Mit der etablierten Ästhetik des deutschsprachigen Soul-Pop, wie er von der Masse der Beteiligten heutzutage vorgetragen wird, hat das nichts zu tun. Naima hat schlicht eine ganz eigene Richtung erfunden.
„Naima Husseini“ von Naima Husseini erscheint auf Vertigo/Universal.