Mit wenig viel erreichen wollen viele. Nur wenigen gelingt dieses Kunststück allerdings so souverän und überzeugend wie Mirel Wagner. Genug der Wortspiele: Die Frau mit den äthiopisch-finnischen Wurzeln (und dem deutschen Erb-Namen) kommt tatsächlich alleine mit ihrer Stimme und ihrer akustischen Gitarre (bzw. je ein Mal E-Gitarre und Bass) zurecht. Nun ja, nicht ganz: Denn beides ist klangtechnisch unglaublich effektvoll in Szene gesetzt, ohne dass dieses irgendwie aufdringlich wirkte. Das unterscheidet dieses bemerkenswerte Debüt auch von klassischen Folk-Scheiben – und einzig mit denen braucht sich Mirel zu messen, denn ansonsten steht sie heutzutage ziemlich alleine mit ihrem Stil dar.
Das gesagt, muss unbedingt hinzugefügt werden, dass Mirel nicht einfach traditionelle Blues- und Folk-Songs der üblichen Manier aneinanderreiht. Sie hat zwar den Blues (und den Folk, sozusagen), aber auf ihre ganz eigene Art. Die thematisch breit gefächerten Songs decken alles Mögliche zwischen Kinderlied und Mörderballade ab, aber Mirel klingt weder romantisch verklärt, noch depressiv, sondern – nun ja – irgendwie so selbstsicher und souverän, dass es schon ein wenig gefährlich wirkt. Als klassische Stoikerin hält sie sich dabei mit Emotionen gar nicht erst auf – dennoch geht das alles ziemlich unter die Haut. Dabei ist ihre Stimme zwar relativ hoch, hat aber nichts von dieser flapsigen Mädchenhaftigkeit vieler ihrer Kolleginnen, sondern die Relevanz der ihrem Alter vorauseilenden Seelen (die ja meistens auch ein wenig geplagt erscheinen). Sehr viel effektiver kann man zeitgemäßen Folk eigentlich nicht gestalten.
„Mirel Wagner“ von Mirel Wagner erscheint auf Bone Voyage/Cargo.