Schon wieder solo? Kaum mit „Real Housewives“-Blondine Michaele Salahi verlobt, bringt Journey-Leadgitarrist Neal Schon (u.a.: Bad English, Hardline, Abraxas Pool, Soul Sirkus%3B ganz früher: Santana) bereits wieder ein Solo-Album heraus. Das siebte, Wikipedia sei unser Zeuge und nicht erst das sechste, wie das Label-Info suggeriert. Fleißig ist der Mann ja in jedem Falle. Oder besessen. Kann man sich damit durch „The Calling“ anstecken? Teilweise zumindest. Größter Schwachpunkt des eine knappe Stunde laufenden Instrumental-Albums sind die häufig zu lang und zu selbstverliebt belassenen Stücke, denen ein fremder Blick bzw. ein Gast-Arrangement inklusive Straffung vermutlich gut getan hätte. Das merkt man besonders, wenn ein einsamer Höhepunkt wie „Irish Field“ (Stanley Jordan meets Steve Morse!) nur 1:14 braucht, um zu bezaubern.
Auch Fremdzutaten wie das Jazz-Finale von „Carnival Jazz“ beleben deutlich. Weil Jazzpianist Igor Lens so hörbar in seinem Element ist und weil der alte Journey-Weggefährte Steve Smith hier zeigen kann, dass er immer noch ein besonders interessanter Schlagzeuger ist. Den Bass auf dem gesamten Album spielt Schon übrigens ganz ausgezeichnet selbst.
Apropos Gäste: Jan Hammer, ebenfalls ein alter Bekannter und Kooperationspartner, steuert hörenswerte Moog-Soli bei – und zwar auf dem nach Jeff Beck Group klingenden „Back Smash“ und „Tumbleweeds“, wenn den Rezensent nicht alles täuscht. Eine schöne Melodie wie „Six String Waltz“ könnte auch auf einem Steve Vai-Album stehen, wäre dann allerdings deutlich variiert und dadurch weniger totgenudelt worden. Etwas besser geklappt hat das beim satrianisch wirkenden „Blue Rainbow Sky“, doch auch da ginge noch mehr bzw. weniger. Eine ruhige Reminiszenz an Neals Santana-Zeiten („Song Of The Wind II“) beendet ein im Wortsinne typisches Gitarristen-Album mit viel Licht und etwas Schatten.
„The Calling“ von Neal Schon erscheint auf Frontiers/Soulfood.