Es gibt sie noch, wie waschechten die Hypes, die früher mit schöner Regelmäßigkeit von den Kollegen des britischen NME losgetreten wurden. Zugegeben, heute sind es keine Magazine, bei denen die Druckerschwärze beim Lesen abfärbt, die uns erzählen, wer das nächste große Ding wird, aber seitdem das britische Quartett Wolf Alice gleich mit seiner ersten Single in der Blogosphäre hohe Wellen schlug und es auch in Deutschland auf der ersten Tournee mitreisende Fans gab, obwohl die Band nur im Vorprogramm von Alt-J auftraten, stand fest: Diesen Namen sollte man sich merken.
Schließlich haben die drei Herren von Wolf Alice mit ihrer Sängerin Ellie Rowsell, die in Stimme und Aussehen gewissermaßen alle Indierock-Queens der 90er-Jahre in sich vereint, einen echten Trumpf im Ärmel, denn der Frontfrau gelingt es auf dem Debüt „My Love Is Cool“ mühelos, zwischen wild und melancholisch, zwischen rau und sensibel, emotionsgesteuert und abgeklärt hin- und her zu switchen. Doch auch musikalisch lassen sich die Briten nur schwer fassen: Sie sind eine klassische Indierock-Band, na klar, aber eine, die gleich mit dem ersten Song beim Folk andockt, später aber auch ein Faible für knarzigen New Wave offenbart, die Gitarren auftürmt wie einst die Shoegazer, mit elektronischem Zirpen in Richtung Trip-Hop deutet und bei alledem auch gar nicht erst zu verhehlen versucht, dass sie am Ende, anstatt in schimmeligen Kellern in Indiehausen zu versauern, doch viel lieber im Rampenlicht mit all den anderen waschechten Popstars zu Hause sein wollen. Erschienen ist die Platte übrigens auf Dirty Hit Records – und genau die liefern Wolf Alice mit ihrem LP-Erstling auch musikalisch ab.
„My Love Is Cool“ von Wolf Alice erscheint auf Dirty Hit Records/Universal.