Mangels anderer Kategorien werden (Katriona) Gilmore und (Jamie) Roberts gerne als Folk-Duo wegsortiert. Das trifft den Kern – zumindest was diese vierten Album aber nur noch am Rande. Zwar präsentiert das britische Duo hier so etwas wie klassische Protestsongs (mit durchaus aktuellem politischen Bezug) im Folk-Pop-Setting. Sie und ihre Musikanten geben sich dabei aber ordentlich Mühe – insbesondere was die Arrangements betrifft, die vor originellen Sound-Ideen geradezu strotzen. Selbst dann, wenn klassische Folk-Formate (etwa wie bei der Moritat von „Jack O Lantern“) bemüht werden, gibt es klanglich immer etwas zu entdecken: Mal eine jazzige Geige hier, mal orientalische Percussion dort, mal madigralartige Vocals und mal vollsatte akustische Grooves – und immer wieder Ukulelen, Mandolinen oder Banjos als Anker zwischendrin. Als Briten halten sie sich dabei von der amerikanischen Folklore erfreulich fern und verleihen der Sache – auch inhaltlich – somit ein deutlich europäisches Flair. So lässt man sich Folk denn auch gerne gefallen – auch wenn es am Ende gar keiner mehr ist.
„Conflict Tourism“ von Gilmore & Roberts erscheint auf GR!.