„Niemals geht man so ganz“, sang Trude Herr in den 80ern. Und so geht auch der Graf nicht einfach so ganz – auch wenn er seinen „Rückzug ins Privatleben“ schon lange publik gemacht hat. Und so gibt es denn mit dieser im Studio produzierten Unplugged-Doppel-Live-CD noch einen ordentlichen Nachschlag in Sachen Unheilig. Und zwar einen, bei dem weder Kosten noch Mühen gespart wurden und der sogar noch „neues Material“ enthält (z.B. den Song „Einer von Millionen“, der es damals nicht auf die aktuelle CD schaffte). Das Ganze wird – dem Unplugged-Prinzip folgend – eher akustisch inszeniert (gleichwohl natürlich schon ein bisschen Strom fließt). Das Ausschlaggebende ist aber die imposante Besetzung mit Symphonie-Orchester, Bläsern, Chören und Gaststars wie Thomas von Schandmaul, Cassandra Steen oder Helene Fischer (womit der Graf natürlich den Vogel abschießt). Viel zu meckern gibt es hier – selbst für Verachter des vom Grafen propagierten Rammstein-Light-Stils – eigentlich nicht, denn der hier gebotene Mix ist sozusagen geradezu infektiös unterhaltsam und kurzweilig, klingt wirklich großartig und kommt auch aufgrund der zur Schau getragenen Spielfreude und der Einbindung des enthusiastischen Publikums auch sehr viel organischer und lebendiger rüber als der zuweilen etwas aseptische Studio-Sound des Grafen. Und angenehm temperierte Popsongs finden sich – ebenso wie zahlreiche Bonbons für die Fans – natürlich zu Hauf in dem angesammelten Sammelsurium.
„Unter Dampf – Ohne Strom“ von Unheilig erscheint auf Vertigo/Universal.