Für sein neues Album hatte Martin Craft ein ganz besonderes Szenario im Kopf: Er wollte den Zuhörer mitnehmen auf einer musikalischen Reise in die Nacht nach Joshua Tree – jenem halbmystischen Ort in der Mojave Wüste, wo dem Vernehmen nach so einige Größen der Populärkultur ihre Todes oder Nahtod-Erlebnisse hatten. Dazu entwarf und improvisierte er zunächst im heimatlichen Los Angeles einstündige Klangskizzen auf einem hundert Jahre alten Piano, die er dann in die Wüste mitnahm und dortselbst zu jenen epischen, klangmalerischen Slow-Core-Nokturnen ausformulierte bzw. destillierte, die nun sein neues Album ausmachen.
Kurzum: Die Idee mit dem „Nachtgedanken“ ist mühelos nachzuvollziehen, denn die semi-klassischen Piano-Figuren und der klagende Gesang Crafts tragen schon mehr als eine Prise Melancholie in sich. Wo allerdings der Bezug zur Wüste sein soll, bleibt rätselhaft, denn die Kompositionen Crafts wirken eher klaustrophobisch introvertiert als etwa räumlich ausladend. Dennoch: In all der depressiven Dekadenz dieses Projektes finden sich auch immer wieder durchaus schöne Momente. Unter dem Strich freilich bleibt M. Craft definitiv ein Nachtschattengewächs, wie es im Buche steht.
„Blood Moon“ von M Craft erscheint auf Heavenly/Rough Trade/Pias Cooperative.