Platte der Woche KW 12/2017
Ein besonderes Konzept hat sich Laetitia Sadier für ihr neuestes Werk ausgesucht: Es geht um nicht mehr oder weniger als um die musikalische Darstellung von geometrischen Formen. Das war dann scheinbar nicht so ganz einfach – und deshalb entschloss sie sich, ihr musikalisches Universum – erneut – zu erweitern und gründete das Source Ensemble, einen losen Zusammenschluss vor allen Dingen jüngerer Freunde und Kollegen, die Laetitia bei ihrem Experiment unterstützten. Dass Musiker Emotionen oder Bilder zu vertonen suchen, kennt man ja schon – das Vertonen geometrischer Formen klingt aber doch hinreichend abstrakt, um da mal genauer Hinzuhören. Das Witzige ist dann, dass sich – wenn man weiß worum es geht – durchaus geometrische Formen aus den neuen Kompositionen heraushören lassen.
Denn auch wenn sie durchaus den Sadier’schen Musiktraditionen folgen und mit den bewährten Mitteln aus Krautrock, Artpop, Avantgarde, New Wave und Elektronik-Elementen daherkommt, fällt vor allen Dingen die stringente Struktur ins Ohr, der alle Songs (auch den in diesem Zusammenhang aus dem Rahmen fallenden, lyrisch-organischen) anhaftet. Das Ergebnis ist dann Kopf-Musik im konsequentesten Sinne, in der Laetitia und ihre Musikanten sich konzeptionell austoben. Dass hin und wieder (meist dann, wenn die Melodieführung nicht ganz so konsequent avantgardistisch gebrochen wird) doch so etwas wie zugängliche Sachen dabei herauskommen, wundert dann vermutlich nur jene, die die Stereolab-Vergangenheit der Protagonisten nicht kennen.
„Find Me Finding You“ von Laetitia Sadier Source Ensemble erscheint auf Drag City/Rough Trade.