Platte der Woche KW 34/2018
Das Wesentliche an dem neuen Album von Ólafur Arnalds ist weniger der Umstand, dass seine Kompositionen hier vergleichsweise abwechslungsreich inszeniert werden – mal als Piano-Kontemplationen, mal mit Streichern verziert und mal sogar mit rhythmischen Impulsen inklusive Live-Drums und mit elektronischer Basis -, sondern die Art, in der der Großteil des Materials entstand. Kurz gesagt entwickelte Arnalds zusammen mit dem Techniker Halldór Eldjárn die Software „Stratus“, mittels der er zwei (organische) Pianos über ein drittes Keyboard sozusagen fernsteuern kann. Ähnlich wie mit Midi-Keyboards auf elektronischem Wege, werden die Instrumente hier selbst organisch getriggert – reproduzieren dann allerdings nicht lediglich, was Arnalds spielt, sondern entwickeln – dank der Software – in harmonischer Hinsicht sozusagen ein Eigenleben, indem zusätzliche (also nicht manuell angeschlagene) Töne, Akkorde und Harmonien erzeugt werden. Dieser Mix aus manuell erzeugten, zufällig getriggerten und künstlich errechneten Sounds soll eine ganz eine musikalische Ebene erzeugen.
So weit die Theorie. Im Ergebnis klingt das Ganze allerdings kaum anders als das, was Arnalds sonst alleine auch erzeugen würde. Entweder also denkt Arnalds als Musiker wie eine Maschine oder aber (was wahrscheinlicher ist) die Software ist nicht ganz so eigenständig, wie es theoretisch möglich erschiene. Immerhin: Der innovative und kreative Faktor des Ansatzes ist schon enorm – und das sollte man nicht unterschätzen.
„Re:member“ von Ólafur Arnalds erscheint auf Mercury Classics/Universal.