Platte der Woche KW 27/2019
So kann das manchmal gehen: 2017 heuerte der bis dahin als Musikant aus der zweiten Reihe agierende Steve Clarke als Tourmanager bei der reformierten Shoegazer-Combo Slowdive an und lernte dort das Gründungsmitglied Rachel Goswell kennen, schätzen und lieben – was dazu führte, dass das Paar 2018 den Bund fürs Leben schloss und dann auch gleich ein eigenes Projekt – nämlich The Soft Cavalry – ins Leben rief. Hier konnte Clarke dann – inspiriert und unterstützt von Rachel Goswell – endlich auch eigene musikalische Visionen in die Tat umsetzen.
Da Rachel Goswell hier als Katalysator wirkte, ist es dann auch nicht erstaunlich, dass sich The Soft Cavalry relativ trittsicher in Sachen Dreampop verdient machen – einer Musikrichtung, die heutzutage ja eher brach liegt, in der sich Rachel aber auch durch ihre Mitarbeit bei Mojave 3 und als Solo-Künstlerin bestens auskennt. Unterstützt von einigen Freunden und Kollegen erschufen Steve und Rachel somit eine Sammlung organischer, transparenter und originell instrumentierter Genre-Klassiker, die unter anderem dadurch begeistern, dass sich The Soft Cavalry nicht auf eine einzige Stilistik einschießen, sondern mit Anleihen bei Prog-Rock, New Wave-Pop und leicht spinnerter Psychedelia für Abwechslung sorgen. Zwar kommt die Sache zunächst eher schleppend in Gang – aber besonders in der zweiten Hälfte der Scheibe überzeugen The Soft Cavalry mit ambitionierten Kompositionen, strukturellen Überraschungen und hübschen Arrangements, die etwa mit Mellotron, Querflöte und natürlich den genretypisch verhallten, gestaffelten Dream-Vocals angereichert sind. Auch wenn die Sache auf der lyrischen Seite relativ blass bleibt (was aber durchaus auch dem Genre geschuldet ist), machen The Soft Cavalry auf der musikalischen Seite aber so ziemlich alles richtig.
„The Soft Cavalry“ von The Soft Cavalry erscheint auf Bella Union/Rough Trade/Pias.