Platte der Woche KW 44/2019
Julian Pollina ist ja eigentlich schon länger am Werk, als man das gemeinhin auf dem Schirm hat. Vielleicht ist das auch der Grund, warum sein zweites Album unter seinem Künstlernamen Faber daher kommt wie eine Art ausgeklügeltes Alterswerk. Als er seine neuen – damals noch namenlosen – Songs weiland auf der ersten Headliner Tour von Steiner & Madlaina (dem Projekt seiner Schwester Madlaina und deren Freundin Nora Steiner) ausprobierte, war noch nicht zu erkennen, was auf dem nun vorliegenden Album daraus werden sollte. Denn hier weitete Faber sein musikalisches Weltbild – auch jenseits des liebgewonnenen, schrulligen, dezidiert europhil ausgerichteten Rumpelpops – mit ambitionierten und manchmal auch ein wenig größenwahnsinnigen Arrangements gewaltig aus.
Was aber damals schon auffiel, war der Umstand, dass Fabers neue Songs politisch konkreter werden würden, als man das bislang gewohnt war. Das gipfelt dann in Songs wie der brillanten Abrechnung mit besorgten Neidbürger in „Das Boot ist voll“ oder Sozialkritik a la „Generation Youporn“ (Sozialkritik übrigens, von der er selbst nicht ausnimmt). Geblieben sind seine Familiär bedingte Vorliebe für mediterrane Harmoniefolgen, sein scharfer Witz und sein Zynismus (den er selbst sicherlich lieber als Realismus bezeichnet sähe). Kurzum: Faber 2.0 erfüllt so ziemlich alle Versprechen, die Julian Pollina mit Faber 1.0 gemacht hatte – und das will in Zeiten wie dieses schon mal was heißen. Nicht nur in künstlerischer, sondern auch charakterlicher Hinsicht.
„I Fucking Love My Life“ von Faber erscheint auf Vertigo/Universal.