Sein letztes Album nannte J.E. Sunde aus Minneapolis noch „9 Songs About Love“ – was nahelegte, dass er das Thema für sich erst mal abschließend behandelt habe. So kann er sich auf dem neuen Album auch neuen Themengebieten zuwenden – und greift hier auf Erfahrungen aus seinen Therapie-Sessions zurück. Zur Therapie zu gehen ist ja in den USA ein beliebtes Hobby – das Sunde nun also auch musikalisch ausschlachtet. Dabei macht er das Einzig richtige und stellt in seinen neuen Songs jene Fragen, sich sich jedermann stellt, der nach dem Sinn des Daseins sucht. In „Stop Caring“, „Turn The Radio On“ oder „Blind Curve“ beschäftigt er sich mit den Auswirkungen, die persönliche Entscheidungen auf den individuellen Lebensweg im Lauf der Zeiten haben können – und wie das mit den Erfahrungen und Erwartungen anderer korreliert. Dann gibt es Songs wie „Glory, Gloria“ oder „God“ die im weitesten Sinne spirituelle Überlegungen zum Hintergrund haben und letztlich sind es Songs wie „Alice“, „Home“, „Nurse“ oder das Instrumental „Morning“, die einfach vom Klang der Titel-gebenden Worte inspiriert wurden.
Musikalisch ist die Sache nicht so ganz klar: Während Sunde auf seinem letzten Album noch mit Americana-Spielarten hantierte, nahm er sich dieses Mal vor, ein Krautrock-Album zu erschaffen. Das funktionierte natürlich nicht so einfach (außer vielleicht in dem Track „Alice“), denn da kamen dann noch jede Menge andere Ideen hinzu – neben Pop und New Wave-Sounds in dem Song „Glory, Gloria“ zum Beispiel die Erfahrungen, die über die Zusammenarbeit mit einem befreundeten brasilianischen Musiker zustande kamen. Sunde spielte das Album alleine zusammen mit seinem Produzenten Shane Leonard als Drummer und Bassist Andrew Thoreen im Trio-Format ein und verdichtete somit das Material – und seine Gedanken – effektiv zu leicht schrulligen, ökonomischen, idiosynkratischen Indie-Pop-Songs links der Mitte.
„Alice, Gloria and Jon“ von J.E. Sunde erscheint auf Vietnam/Indigo.