Franco-Kanadische MusikerInnen haben ja ein nicht ganz so entspanntes Verhältnis zur französischen Sprache. Selbst etablierte Größen wie z.B. Martha Wainwright brauchten – aus Angst davor, essentielle Nuancen der französischen Sprache nicht genügend verinnerlicht zu haben – eine Weile, um sich auf französisch künstlerisch zu äußern. So ähnlich ist das wohl auch mit Jill Barber, die erst in ihren späten 20ern den Mut fand, sich in dieser Hinsicht zu betätigen (und dafür extra noch einen Sprachkurs in Frankreich absolvierte). Das nun vorliegende, zweite französisch-sprachige Album Barbers ist sozusagen das „Zugaben“-Album zu dem 2013 erschienenen Vorgänger „Chansons“. Erneut suchte sich Barber einige Schatzstücke aus dem reichhaltigen Erbe französischer Chansons aus, um sich diese zu eigen zu machen. Dazu gehört dann, dass das Material nicht auf Biegen und Brechen in einen kontemporären Kontext überführt wurde, sondern in einem geschickt ausstaffierten Retro-Big-Band-Jazz Setting angesiedelt wurde. Und wenn es hier heißt, dass sich Barber das Material zu eigen macht, dann ist damit gemeint, dass sie die Chansons mit fast schon kindlich anmutender Verspieltheit angeht. Beispielsweise kommt das von Edith Piaf bekannt gemachte „Padam Padam“ nicht mit Verve und Schmackes daher, sondern mit beruhigender Gelassenheit%3B Charles Trenéts „La mer“ mit verspielter Unbedarftheit, und das von Juliette Greco unsterblich gemachte „Parlez moi d’amour“ im leichtfüßigen Swing-Setting. Das ist schon alles recht charmant – aber dann auch wieder so authentisch, dass es eigentlich nur für für solche Hörer geeignet erscheint, die sich in der Welt des klassischen Chansons nicht fremd fühlen.
„Encore!“ von Jill Barber erscheint auf Outside Music/Bertus.