Zuletzt überraschte die renommierte Komponistin, Poetin Produzentin, Songwriterin und Multiinstrumentalistin Rebekka Karijord mit dem kollaborativen Projekt Complete Mountain Almanac, für das sie sich mit Jessica, Bryce und Aaron Dessner (The National) zusammen tat, um ein auf 12 Gedichten basierenden Konzept-Album zum Thema Klimawandel zu erschaffen. Auf dieses Thema setzt Karijord mit ihrem nun vorliegenden achten Solo-Werk auf, ändert aber die Perspektive und interpretiert das neue Material als Meditation über die Menschheit und unseren Platz in der Natur, die sie als Brief an ihre heranwachsenden Töchter – und somit als potentielles Vermächtnis – auslegt. Dabei griff sie auf Gedichte von Rainer Maria Rilke zurück, die sie in einen esoterischen Kontext stellte.
Die musikalische Umsetzung erfolgte mittels eines selbst programmierten Sample-Instruments, für das sie ausschließlich menschliche Stimmen verwendete, die sie entsprechend bearbeitet hatte. Neben dem eigenen Gesang verwendete sie dann die gesampelten Stimmen und ergänzte diese mit Beiträgen des Vokal-Ensembles Roomful Of Theeth, die sie zu beeindruckenden Chorgesängen verdichtete. Auch wenn es da mehr Konzept als musikalische Erkenntnis gibt und auch wenn sich aufgrund der Betonung der stimmlichen/gesanglichen Elemente eine fast schon liturgische Grundstimmung einstellt: Unhörbar ist dieses Album keineswegs – es bedingt allerdings Geduld und die Bereitschaft, sich jenseits gewohnter Hörkonventionen mit ungewöhnlichen und innovativen musikalischen Prozeduren auseinanderzusetzen.
„The Bell Tower“ von Rebekka Karijord erscheint auf Bella Union/Rough Trade.