Lucius sind unwiderruflich im Mainstream angekommen. Seit Jahren schon sind die beiden Frontfrauen Holly Laessig und Jess Wolfe immer wieder für die größten Pop- und Rock-Stars auf diesem Planeten als Backingsängerinnen unterwegs – nach Harry Styles, Brandi Carlile, The Killer und Roger Waters fragte zuletzt mit Ringo Starr sogar ein waschechter Beatle an! -, und auf dem neuen Album ihrer Band kann man das auch hören. Nicht nur, dass es nun Lucius selbst sind, die sich famous friends (darunter Adam Granduciel von The War On Drugs („Old Tape“), Dawes‘ Taylor Goldsmith („Stranger Danger“), Madison Cunningham („Impressions“) und Ethan Gruska („Impressions“) einladen: Auch die Indie-Credibility seiner früheren Platten tauscht das in Los Angeles heimische Quartett auf seinem selbstbetitelten fünften Album gegen einen höchst gefälligen, dabei auch deutlich beliebigeren Sound als auf ihren Frühwerken ein, wenn es textlich die kleinen und großen Tragödien, die das Leben für sie in den letzten Jahren bereithielt, in oft betont nachdenklichen Songs verarbeitet.
Ganz ausgerichtet auf den weiterhin natürlich superfantastischen Harmoniegesang der beiden Sängerinnen zeichnet „Lucius“ eine größere stilistische Bandbreite aus als der von Brandi Carlile als Post-Disco-Hommage inszenierte Vorgänger „Second Nature“, doch auch wenn die von Drummer und Produzent Dan Molad und Gitarrist Pete Lalish komplettierte Band selbst dieses neue Album als Rückkehr zu ihren Wurzeln verstanden wissen will, ist doch unüberhörbar, dass nun an die Stelle der beeindruckenden Lässigkeit, mit der Lucius früher durch die Genres gehüpft sind, das getreten ist, was im Waschzettel des Labels recht treffend als „Kunstfertigkeit“ beschrieben wird. Will heißen? Nie haben die vier Musikerinnen und Musiker perfekter geklungen als auf dieser Platte, nie allerdings auch glatter. Positiv ausgedrückt: Mit diesem Album sind Lucius endgültig erwachsen geworden.
„Lucius“ von Lucius erscheint auf Fantasy/Concord/Universal.