“Find The Sun” – das letzte Solo-Album von Angel Deradoorian – war eine musikalische Selbstfindungs-Odyssee, die die enigmatische Produzentin und Songwriterin vor allen Dingen auf der Suche nach der Inspiration zeigte. Diese scheint Deradoorian auf dem neuen Album “Return For Heaven” nun wieder gefunden zu haben.
Inhaltlich geht es darum, angesichts der “Erodierung der Menschheit” den mentalen Fokus auf die antikapitalistische Resilienz nicht zu verlieren – aber um Inhalte geht es der Auteurin ja auch weniger, denn diese sieht sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten als One-Woman-Band eher als Produzentin, die ihre Songs aus den oft elektronischen Bestandteilen ihres Repertoires zusammenbastelt und in Form meißelt, denn als Songwriterin, der ihr Material auf der Bettkante zufliegt.
Ergo wäre es sicherlich nicht verfehlt, den Charakter des dritten Deradoorian-Albums ohne Häme und Schadenfreude als technokratisch zu bezeichnen. Freilich ist das eine sehr konstruktive und lebendige Art von Technokratie, die Angel hier bemüht, denn schließlich fließen so ziemlich alle Elemente dessen ein, was sie zuvor bei und mit Acts wie den Dirty Projectors, Slasher Flicks, Animal Collective und nicht zuletzt ihrem 2023er Duo-Project Decisive Pink geleistet und gelernt hat. Dazu kommen eine Prise Talking Heads-Attitüde, Dub-Affinität und im Falle des dezidiert liturgisch im Stile einer Kirchenhymne implementierten Retro-Pop-Songs “Set Me Free” gar so etwas wie Dreampop.
Was es nicht mehr gibt, sind die esoterischen World-Musik-Versuche des letzten Albums – dafür gibt es vorwiegend rhythmisch orientierte avantgardistische Unerbittlichkeit, die im Falle des lautmalerischen Instrumentals “Purgatory Of Consciousness” gar hörspielartige Qualitäten annimmt und gelegentlich ein wenig Höllen-Saxophon.
Apropos Fegefeuer und Hölle: Im Prinzip schildert diese LP über Songtitel wie “Any Other World”, “Digital Gravestone”, “Set Me Free”, “Purgatory Of Conscuiousness”, “Reigning Down” und “Hell Island” die Reise (der Menschheit?) vom Leben über den Tod und das Fegefeuer bis zur Hölle. Wollen wir mal hoffen, dass das dann alles nur allegorisch gemeint ist.
„Return For Heaven“ von Deradoorian erscheint auf Fire/Cargo.