Platte der Woche KW 20/2025
Bislang ging es Ezra Furman nach eigener Aussage darum, mit ihrer Musik einen sicheren Ort für sich und ihr Publikum zu erschaffen und darin Hymnen zu singen, um in dunklen Zeiten aufeinander aufzupassen. Das neue Album „Goodbye Small Head“ handelt hingegen davon, auf 12 verschiedene Arten die Kontrolle zu verlieren. Das erklärt dann zumindest mal den manischen Charakter, mit dem Ezra Furman der Verzweiflung über diesen Kontrollverlust gesanglich Vortrieb leistet. Dass die Trans-Musikerin dabei stimmlich immer noch klingt wie ein liebeskranker Brian Molko, gehört zum theatralischen Konzept der Darbietung.
Musikalisch haben sich Furman und die Band, die zurzeit „The Visions“ heißt, ein theatralisches Glam-Rock-Setting ausgesucht, das durch die Einbindung eines Streicherquartetts auf immerhin acht der zwölf neuen Songs für einen dramatisch/kammermusikalischen Charakter sorgt – und sich zuweilen (wie etwa bei dem Single-Track „Jump Out“) sogar prägend auswirkt. Furman selbst meint, dass Musikjournalisten das ganze Setting am besten als „Mit Samples bestreuten, orchestrale Emo Prog-Rock“ bezeichnen sollten – ergänzt dann aber: „Gottseidank bin ich ja keine Musikjournalistin“.
Versuchen wir das doch mal einfacher: Auf jeden Fall ist „Good Bye Small Head“ Furmans bislang organischstes und klanglich kohärentestes Album geworden – einfach weil hier das Zusammenspiel mit den Musikern im Zentrum steht. Und stilistisch ist es, trotz des eigentlich eher abtörnenden Grundthemas, eine immens unterhaltsame, selbstredend glamouröse, aber auch operettenhaft dramatische Achterbahnfahrt durch die Musikhistorie, etwa von den ausgehenden 70er Jahren bis zum „besten Soundtrack des Jahres 1997“ (wie es ein Freund Furmans bewertete), geworden, auf dem es viel zu entdecken gibt.
Der letztlich nicht diagnostizierte Schwächeanfall, der den aktuellen „Song-Durchfall“ inspirierte (wie Furman es ausdrückt), stellte sich dann als doch nicht so richtig substantielle heraus. Will meinen: Ezra Furman geht es gar nicht so schlecht, wie es uns dieses Album glauben machen will. Und das ist auch gut so, da die neuen Songs so einfach über ihren zweifelsohne vorhandenen musikalischen Wert goutiert werden können. That’s Entertainment!
„Goodbye Small Head“ von Ezra Furman erscheint auf Bella Union/Rough Trade.