Wie schon auf ihren bisherigen drei Alben beschäftigt sich die schottische Noir-Queen Kathryn Joseph mit der musikalischen Zerfleischung. Ging es früher aber ausschließlich darum, in die tiefsten Abgründe ihrer eigenen Seele hinabzusteigen, um sich dort mit ihren Dämonen Rückzugsgefechte zu liefern, hat die Gute wohl inzwischen längst Spaß daran gefunden, sich an der Ästhetik der musikalischen Unterwelt zu laben und dabei auch mal andere Perspektiven einzunehmen.
„We Were Made Prey“ kommt dabei als Reflexion über das Tier in uns allen daher und beschäftigt sich mit den archaischen Instinkten des Kleinhirns. Es ist ein Album über das Verlangen, das uns zum Opfer der eigenen Gelüste macht – oder wie Joseph es mit Bezug auf den als Single ausgekoppelten Song „Wolf“ formuliert: „Willen, Scham, Bedürfnis und Blut“. Musikalisch bedingte dieser Perspektivwechsel fast schon notwendigerweise ein neues Format – alleine schon, um das Drängende des inhaltlichen Konzeptes unterstützen zu können.
Im Mittelpunkt stehen dabei immer noch Josephs ins flüsternd ins Unterbewusstsein bohrende Gesang und ihr aufs Notwendigste beschränkte E-Piano-Spiel. Jedoch wird das auf dieser Scheibe dann ergänzt durch Overdrive- und Feedback-Effekte, Synth-Drones und teilweise sogar Drum- und Bass-Elemente (also im Radiohead’schen Sinne). Es wird dann auch schon mal kämpferisch, bedrohlich und laut. Für Leute, die schwarze Seelen mögen – auch animalische, die sich aber nicht mehr alleine mit nachtschattiger, dystopischer Klangmalerei zufrieden geben möchten und demzufolge auch für konventionelle Songstrukturen zu haben sind, ist das dann genau das Richtige.
„We Were Made Prey“ von Kathryn Joseph erscheint auf Rock Action/Pias/Rough Trade.