Platte der Woche KW 40/2025
Ready for lift-off! Mit ihrem bemerkenswerten Debütalbum katapultieren sich Rocket nicht nur in die Umlaufbahn, sondern auch zurück in der Zeit. „R Is For Rocket“ setzt in einer Ära an, in der Bands wie My Bloody Valentine, Sonic Youth, Ride oder Smashing Pumpkins aus dem Untergrund auf die Titelseiten der englischen Musikgazetten stürmten.
Laut, melodisch, mit einem Hauch von Nostalgie und ohne Scheu vor einem gewissen Bombast trägt das Quartett aus Los Angeles all das in die Gegenwart, was die 90er-Jahre zwischen College-Rock, Shoegaze-Psychedelia und Dream-Pop musikalisch spannend gemacht hat.
Dass die Kindergarten-Buddys Alithea Tuttle (Gesang, Bass) und Cooper Ladomade (Schlagzeug) gemeinsam mit Baron Rinzler (Gitarre) und Desi Scaglione (Gitarre, Produktion) hier auf den Schultern von Giganten stehen, ist vermutlich auch der Grund, warum sich „R Is For Rocket“ selten wie ein Erstlingswerk anhört. Dies ist kein Versuchsfeld, kein Ort für „charmante“ DIY-Spielereien, dies ist die Art von Platte, die vielen ähnlich inspirierten Acts erst nach vielen Jahren und mehreren Alben gelingt.
Denn auch wenn diese Songs genug Reibungsfläche bieten, um die Herzen von Indie-Fans höherschlagen zu lassen, haben sie doch auch stets genug hymnisches Pop-Flair, um auf jeder großen Festival-Bühne problemlos zu bestehen. Vielleicht auch deshalb gibt es mit „Number One Fan“ nur eine einzige Atempause, bei der die akustischen die verzerrten Stromgitarren ersetzen.
Im Mittelpunkt stehen jedoch ganz klar Tracks wie „Wide Awake“, ein Distortion-schwangerer Banger, bei dem der Weg vom Chaos zur Melodiösität ganz kurz ist oder „Crossing Fingers“, bei dem Rocket ihr Faible für das Spiel mit der Dynamik von Laut und Leise offenbaren, wenn sie Schwere und Zugänglichkeit bruchlos verbinden.
Neu ist das nun wirklich nicht, aber mit viel Dringlichkeit und Herzblut gelingt Rocket das Kunststück, den Sound von gestern brandneu klingen zu lassen.
„R Is For Rocket“ von Rocket erscheint auf Transgressive/Bertus.




