Als Bandleader seiner ersten Band The Little Flames, des Trios The Rascals, zusammen mit seinem Kumpel Alex Turner von den Arctic Monkeys als Co-Vorsitzender des Projektes The Last Shadow Puppets –
und nicht zuletzt im Rahmen seiner inzwischen auch schon wieder fast 15 Jahre andauernden Solo-Karriere
hat der Brite Miles Kane so ziemlich alle zeitgemäßen Brit-Pop-Varianten durchdekliniert.
Was macht so jemand, wenn es darum geht, ein neues Album einzuspielen – und dabei mal etwas Neues auszuprobieren? Nun, er sucht sich jemanden wie Dan Auerbach von den Black Keys in seiner Eigenschaft als Produzent. Das Ergebnis ist dann so erstaunlich, wie folgerichtig: Mit „Sunlight In The Shadows“ bemüht Auerbach das nicht nur bei den Black Keys perfektionierte System, die Aufnahmen hart am Rande des Übersteuerns mit studiotechnischen Mitteln totzukomprimieren – was dann zur Folge hat, dass alle Tracks – obwohl stilistisch durchaus variabel – auf dem gleichen, fast schon hysterisch zu nennendem Energielevel ausbalanciert wurden.
Das meint: Das Album klingt wie die Black Keyes mit einer gehörigen Portion Soho-Blues, -Soul und nicht zuletzt Rock. Und wo hat man so etwas schon mal gehört? Richtig: Beim Glam-Rock der 70er Jahre. Diese Art von Full Frontal-Attack – die von Kanes Hi-Tenor-Gesang noch unterstützt und verstärkt wird – ergibt dann in Kombination mit seinen typisch klassischen Kitchen-Sink-Kompositionen so etwas wie ein One Man Revival (um mal den Titel seiner letzten LP „One Man Band“ zu erweitern), in dem seine Inspirationsquellen –
allen voran Marc Bolan und T.Rex, aber (wie er selber sagt) auch Motown und die Easybeats – deutlich herauszuhören sind. Auch Spuren von Bowie oder gar den Stones sind da emulativ zu erahnen. Als Songwriter indes ist Kane eine Klasse für sich. Egal ob er sich dabei in Richtung Drama-Pop bewegt (was nahe liegt) oder in Sachen Northern Soul, Beat oder eben Brit Pop und 70‘s Prä-Punk-Rock macht, agiert er mit sicherer Hand in Sachen Hooklines, Refrains, Riffs und Grooves.
Gerade war Miles Kane im UK auf Tour – und die Energie, die er dabei auf der Bühne erzeugte, wird dann auch über diese Scheibe vermittelt – wenngleich dann eben unter den meisterlichen Händen Auerbachs über die Studioproduktion. Alleine hätte er das ja nicht hinbekommen und so kam es dann zupass, dass Auerbach nicht nur selbst neben Kane als Gitarrist in die Saiten griff, sondern auch noch Nick Bockrath (Cage The Elephant) und Barrie Cadogan (Little Barrie) als Guitarslinger engagierte – ohne dass dabei ein typisches Gitarrenalbum herauskam – sowas muss man ja auch erst mal hinbekommen. Und um die Sache dann noch schlüssig abzurunden, saß Pat Carney von den Black Keys hinter dem Drumkit.
„Sunlight In The Shadows“ von Miles Kane erscheint auf Vertigo/Universal.