Nun gut: Während sich die (seit März nun endgültig von Jason Isbell geschiedene) Songwriterin Amanda Shires mit ihrem letzten Album „Take It Like A Man“ von 2022 aus den Fängen ihrer Verpflichtungen als Zuarbeiterin aus der zweiten Reihe löste und sich als Songwriterin von einer rauen, rockigen Seite mit kämpferischer Note zeigte, ist das nunmehr vorliegende, achte Album eher eine Pop-Scheibe geworden. Natürlich ist „Nobody’s Girl“ dabei keine Pop-Scheibe, wie sie sich heutzutage in den Charts tummeln – sondern eine, die die klassischen Old-School Traditionen des Adult-Oriented-Softrock der 70er Jahre hochhält.
Dagegen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, denn schließlich hatte Amanda Shires noch nie ein Problem damit, mit den Klischees, Erwartungshaltungen sowohl musikalischer wie auch marketingtechnischer Aspekte zu spielen und diese – zu ihrem eigenen Vorteil und unter ihren eigenen Bedingungen zu implementieren und dabei in immer neue Rollen zu schlüpfen. Das ist auch auf „Nobody’s Girl“ so, wo sie – zumindest teilweise und besonders bei den Torchsong-Balladen – die Rolle einer verführerischen, glamourösen Diva einnimmt, die ihre Ungebundenheit und Freiheit reklamiert – was dann auch den Titel des Albums erklärt.
Und rein musikalisch spielt das gewählte Genre ja auch keine große Rolle – zumal sich Amanda Shires sicherlich keine schlechten Referenzen für ihre Musik ausgesucht hat und ganz in der Tradition von Künstlerinnen wie Carly Simon, Linda Ronstadt oder Carole King agiert. Irgendwer muss diese Art von Musik ja auch am Leben erhalten – und das tun Shires und Produzent Laurence Rothman elegant, mit Übersicht – und durchaus zeitgemäßen Elementen (beispielsweise einem E-Bass). Dass den Songs eine überwiegend melancholische Note innewohnt, erscheint erklärlich, denn obwohl Amanda eigentlich gar nicht vorgehabt hatte, ein Album über ihre Scheidung zu machen, ist es dennoch ein solches geworden – und dafür eignen sich Herzschmerz-Balladen wie „Starlight And Stars“ eben am besten. Davon gibt es also eine ganze Menge; aber eine gehörige Portion Resilienz in Songs wie der Folkpop-Nummer „Lose It For A While“, der brillanten
(und einzigen) Rocknummer „Piece Of Mind“ und der Empowerment-Hymne „Lately“ machen die Sache durchaus authentisch – Diva-Image hin oder her – zumal sich Amanda Shires ihren Anliegen mit einer fast schon beängstigen gesanglichen Inbrunst Nachdruck verleiht.
„Nobody’s Girl“ von Amanda Shires erscheint auf ATO Records/PIAS/Rough Trade.




