Wer nach dem Shooting-Star des Jahres in der Indie-Welt sucht, kommt 2025 an Nate Amos nicht vorbei. Als eine Hälfte des herrlich eigenwilligen Projekts Water From Your Eyes hat der Amerikaner an der Seite von Rachel Brown mit „It’s A Beautiful Place“ im Sommer ein Album veröffentlicht, das auf keiner der ominösen Endjahres-Bestenlisten fehlen darf, aber das ist ja nur die halbe Geschichte.
Schließlich veröffentlicht der in Brooklyn heimische Tausendsassa bereits seit mehr als zehn Jahren als This Is Lorelei in teils schwindelerregender Geschwindigkeit Singles und EPs auf Bandcamp, und auch wenn er diese Veröffentlichungen in der Vergangenheit selbst bescheiden als „Demo-Ideen-Sandkasten“ bezeichnet hat, sind sie doch viel mehr. „Holo Boy“ trägt dem nun Rechnung, enthält das Album doch zehn neu eingespielte Songs aus dem immensen Songfundus der letzten zehn Jahre.
Kaum ein Jahr nach „Box For Buddy, Box For Star“, dem vielbeachteten offiziellen LP-Debüt von This Is Lorelei, zeigt „Holo Boy“ noch eindrücklicher, was für ein Alleskönner Amos ist. Denn während das letztjährige Album vor allem mit experimenteller Bandbreite glänzte und produktionstechnisch praktisch kein Song dem nächsten glich, besticht „Holo Boy“ trotz des Compilation-Charakters durch bemerkenswerten Zusammenhalt, ohne deshalb eintönig zu sein.
Vor allem unterstreichen diese zehn Songs, was für ein begnadeter Songwriter Amos ist, ganz egal, ob er sich gleich zu Beginn bei „I Can’t Fall“ 70s-Pop-Leichtigkeit streift und ein George-Harrison-würdiges Solo abliefert, für „But I Just Woke Up“ klassischen Power-Pop-Tugenden frönt, mit „Born 2“ auf dem Terrain seiner anderen Band „wildert“ oder beim Titelstück (dem vielleicht besten Song hier) die Grenzen zwischen Slowcore und Slacker-Pop verwischen lässt – mit diesen vor humorvoller Selbstironie strotzenden Songs trifft er immer den richtigen Ton.
„Holo Boy“ von This Is Lorelei erscheint auf Double Double Whammy/Bertus.




