Wie harmlos der in Mexico geborene, heute aber in L.A. lebende Soundfrickler Nacho Cano wirklich ist, lässt sich anhand des Full-Length-Debüts seines Projektes Harmless nur erahnen. Auf jeden Fall passiert eine ganze Menge. Angeregt vom pulsierenden Chaos der Blog- und Social-Media Welt kam Cano – wie das heute üblich ist – über TikTok zu Ruhm und Ehren und konnte bereits seine 2022 sein Debüt-EP „Mr. Baby“ mit Hilfe des Grammy-nominierten Produzenten Andrés Rebellón realisieren. Auf „Springs Eternal“ lässt er sein turbulentes Leben und seine Version des American Dream mit einer stilistisch eher unegal angelegten Psychedelia-Pop-Songsammlung Revue passieren.
Deutlich inspiriert von amerikanischen Colllege- und Schrammelpop-Acts arbeitet sich Cano – meist im Falsett jubilierend – durch sein Material, schwenkt dabei gelegentlich zum R’n’B-, zum Soul- und zum Lounge-Pop, verzichtet aber darauf, zwischen Spanisch und Englisch zu wechseln wie auf der EP und bleibt sich auf diese Weise in der Verehrung seiner US-Referenzen treu. Ab und an erlaubt er es sich aber auch in eskapistische, psychedelische Klangwolken abzutauchen. Inhaltlich geht es dem Meister darum, in seine Vergangenheit einzutauchen und – wie er sagt – mit seinem 19-jährigen „Ich“ abzuklatschen bzw. dieses zu umarmen. Weh tut Cano mit diesem Ansatz also niemandem. In dem Sinne ist er also dann wahrscheinlich tatsächlich harmlos…
„Springs Eternal“ von Harmless erscheint auf Nettwerk/Warner Music.