Nein, wie eine Frau, deren musikalische Karriere vor mehr als 30 Jahren begonnen hat, sieht Emma Pollock auf den Promofotos zu ihrem neuen Album nun wirklich nicht aus. Das allerdings passt gut zur Musik auf „Begging The Night To Take Hold“, dem inzwischen vierten Soloalbum der schottischen Singer/Songwriterin. Denn auch die ist einmal mehr zeitlos schön.
Neun lange Jahre sind vergangen, seit sich die frühere Frontfrau der Indie-Darlings The Delgados mit der LP „In Search Of Harperfield“ zuletzt zu Wort gemeldet hat. Trotzdem schließt das neue Album zumindest klanglich oft nahtlos an den Vorgänger an, denn auch dieses Mal spielen Streicher – Pete Harvey von Modern Studies ist am Cello zu hören – und Piano – beigesteuert von Graeme Smillie – eine prägende Rolle.
Dass sich das Endergebnis dennoch etwas anders anfühlt, liegt nicht zuletzt daran, dass sich die von Delgados-Drummer Paul Savage produzierten neuen Lieder mit den Rückschlägen auseinandersetzen, die Pollock in den letzten Jahren zu verarbeiten hatte. Das Album wird so vor dem Hintergrund persönlicher Umbrüche, familiärer Verluste und tiefgreifender Selbsterkenntnisse zu einem Dokument schwieriger Zeiten.
Wie schon auf „In Search Of Harperfield“ schlägt Pollock auch hier musikalisch kunstvoll eine Brücke von folkigem Kammer-Pop zurück zu den Markenzeichen ihrer alten Band. Bei Liedern wie „Prize Hunter“, „Black Magnetic“ oder „Future Tree“ darf man sich deshalb durchaus an den schwelgerischen Indierock der Delgados erinnert fühlen – neu erdacht für das Hier und Jetzt von einer Künstlerin, die aus den Schatten der Ungewissheit, die in den letzten Jahren ein ständiger Begleiter für sie waren, ohne Scheu vor Verletzlichkeit gestärkt und gereift herausgetreten ist.
„Begging The Night To Take Hold“ von Emma Pollock erscheint auf Chemikal Underground/Broken Silence.




