Platte der Woche KW 03/2012
Auf zum nächsten Oscar, oder einfach mal wieder zusammen an einem Soundtrack arbeiten und laut eigener Aussage „die schönste und verstörendste Musik, die wir je gemacht haben“ kreieren? Trent Reznor von Nine Inch Nails und Atticus Ross, Produzent und Sound-Engineer, haben sich nach ihrer Kollaboration für David Finchers „The Social Network“ (für den Soundtrack erhielten sie den Oscar) erneut zusammengefunden, um wiederum für David Fincher eine passende musikalische Untermalung für seine Verfilmung von „The Girl With The Dragon Tattoo“ (deutscher Titel: „Verblendung“) abzuliefern. 14 Monate Zeit hatten die beiden – das Ergebnis ist ein großartiger Drei-Stunden-Trip. Auch ohne bewegte Bilder. Da reicht der Film im Kopf zur Musik.
Es geht ja noch recht industrial-rockig los mit der Cover-Version „Immigrant Song“ von Lep Zeppelin, hier gesungen von Karen O (Yeah Yeah Yeahs), doch die restlichen 38 Tracks sind größtenteils instrumental gehalten und entführen einen in eine bedrohliche, in blau-graues Licht getünchte Welt. Spannung wird aufgebaut, oft brodelt und brummt es nur dunkel, der Not-Ausgang ist nicht beleuchtet und nicht auffindbar. Wenn man sich die drei Stunden Musik am Stück anhört, kann man schon zu der Auffassung gelangen, dass draußen feindlich ist. Die mal dunklen, mal hellen Klavier-Sounds, das angedeutete, sich in einer Ecke versteckende Gitarren-Feedback, das sich dann doch langsam ausbreitet, die elektronischen Elemente und Schnipsel, das alles baut den passenden musikalischen Untergrund für den Film zusammen. Für den Film im Kopf oder natürlich auch für die Leinwand. Groß.
„The Girl With The Dragon Tattoo“ von Trent Reznor / Atticus Ross erscheint auf Mute/GoodToGo.