Platte der Woche KW 06/2007
Fast vier Jahre sind vergangen, seit Aereogramme das grandiose Mini-Album „Seclusion“ ablieferten, zuvor waren „Sleep And Release“ und „A Story In White“ erschienen. Dass die Schotten so lange an ihrem neuen Werk herumschraubten (und dass Mastermind Craig B zwischenzeitlich gar an einer Halsentzündung erkrankte und mehrere Wochen ganz verstummte), hört man diesem aber dankenswerter Weise gar nicht an – obwohl eine ganze Menge passiert. Es gibt intelligent gemachte, vielschichtige, moderne Gitarrenpop-Musik mit Aspirationen zu Größerem zu hören: Flirrende Synthies, vielschichtige Vokal-Arrangements und geschickt platzierte Streichersätze reichern das Klangbild an und die Strukturen der Songs pendeln geschickt zwischen griffigen Pop-Momenten und anspruchsvollen, dramatischen Instrumental-Passagen hin und her. Aereogrammes Vorliebe für Filme als Inspirationsquellen wird hier ebenso deutlich wie jene für fast Artock-artige, komplexe Songstrukturen (die indes den Pop-Charme nie aus den Augen verlieren).
Das Album beschreibt Bandmember Campbell McNeil sogar bildlich als „Widescreen“, was das detailreiche, transparente und irgendwie auch raumgreifende Klangbild der Scheibe recht anschaulich beschreibt. Dies schlägt jedoch nie in Grandezza oder Größenwahn um: Bei Aereogramme 2007 hat jeder Ton seine Berechtigung und seinen Sinn. Der Titel des Werkes entstammt übrigens Blattys „Der Exorzist“. Es ist allerdings ein Zitat, welches nie den Weg in den Film fand – worauf Aereogramme hiermit ausdrücklich hinweisen möchten. „My Heart“ ist somit ein Konzeptalbum im besten Sinne geworden und mit der faszinierenden Mischung aus Anspruchsdenken und Zugänglichkeit ein wahrlich würdiges Produkt des Hauses Chemikal Underground, dessen Tradition es respektvoll fortführt.
„My Heart Has A Wish That You Would Not Go“ von Aereogramme erscheint auf Chemikal Underground/Rough Trade.