Die Begnadigung der Spätgeborenen möchte man mit jenem so dicklichen wie kriminellen Altkanzler fast formulieren – alle, nach biologischen Möglichkeiten wirklich nahezu alle Musikdinosaurier tauchen in diesen Jahren wieder auf! Auch wer die wahren Jazzrock-Pioniere Soft Machine verpasst hat, bekommt jetzt also noch einmal eine Chance zur Begegnung, eventuell live, auf jeden Fall aber mit aktuellen Songs und einer neuen CD. Pietätvollerweise haben die Künstler aber der Versuchung widerstanden, den alten, großen Namen einfach weiter zu verwenden – diese erste Kooperation seit über 20 Jahren firmiert jetzt unter dem Projektnamen Soft Works (welcher ja immerhin eine gewisse Assoziationskraft mit sich führt).
Die 2003er Edition der Musik von Elton Dean, Alland Holdsworth, Hugh Hopper und John Marshall klingt zeitlos und sie klingt gut. Über 60 Minuten lang bauen sich die Instrumentalstücke der Veteranen aus einleitenden Bassfragmenten auf, über die sich dann die „windworks“ von Elton Dean erheben, bis sich schließlich die Synthaxe von Mr. Holdsworth einschaltet. Allein dessen hochkonzentrierte Soli – selten über zwei Minuten lang, aber so voller Ideen, dass man Alben damit füllen könnte – machen die Beschäftigung mit „Abracadabra“ schon lohnend. Anspieltipp: „First Trane“.
„Abracadabra“ von Soft Works erscheint auf Mascot/Zomba/Provogue.