Auf der anderen Seite des großen Teichs sind die Goo Goo Dolls (fast) eine Stadionband, hierzulande ist ihre Fangemeinde doch wesentlich überschaubarer. Ihre erste „Best Of“-CD veröffentlichen sie fast 15 Jahre nach ihrem Debut dennoch auf beiden Seiten des Atlantiks. Das übliche „Ausverkauf“-Blabla der Schreibermeute hat die Band dennoch nicht zu fürchten, denn sie hat sich doch redlich Mühe gegeben bei der Zusammenstellung. Und weil sie die Stücke nach Qualität und nicht nach kommerziellem Erfolg ausgesucht haben, fehlt hier ausgerechnet ihr größter Hit, „Iris“. Außerdem sind fast alle 21 Stücke remixed und remastered, was den Rock-Faktor teilweise erheblich erhöht. Wer die Garagen-Vergangenheit des Trios außen vor lassen will, kann dies ebenfalls sehr einfach tun: Die Songs sind nämlich rückwärts chronologisch auf der CD, will heißen: Nach der Hälfte der Spielzeit sind die wirklich bekannten Kracher alle gelaufen. Dafür, dass sie eigentlich den Großteil ihrer Karriere damit verbracht haben, die besten Momente der Replacements zu recyceln, ist „Ego Opinion…“ jedenfalls eine ausgezeichnete Platte. Und deshalb sollte auch jeder die Frage, die mir Replacements-Sänger Paul Westerberg vor einigen Jahren stellte, selbst beantworten. Er fragte: „Mal ganz ehrlich: Auf lange Sicht gesehen, wer wird wohl das Rennen machen, die Goo Goo Dolls oder ich?“
„Ego, Opinion, Art & Commerce“ von Goo Goo Dolls erscheint auf Hollywood Records/edel.
