Das in Florida Ferraris sammelnde Gitarrenwunder schwedischer Herkunft bläst hier genau mit dem zur Attacke, wofür ihn grob geschätzt die Hälfte der Metal-rezipierenden Welt vergöttert und die andere belächelt oder schlicht flüchtet: Egomanische, spielerisch auf allerhöchstem Niveau angesiedelte Sologitarrennabelfusselklauberei.
Uns Inge, dessen suboptimale Mitarbeiterführungsqualitäten – um es freundlich auszudrücken – seit ’84 zu mehr Line-Up-Varianten geführt hat, als andere Bands in derselben Zeit Platten veröffentlicht haben, spielt – wohl um bezüglich des Niveaus ganz sicher zu gehen – auf „Attack“ denn auch gleich Bass, Gitarrensynthesizer, Sitar (man denke!) und Cello mit ein, und steuert auch Lead Gesang für einen Song („Freedom“) bei: unpeinlich, aber auch nicht mehr.
Doch hier, beim Gesang, wird’s interessant: Was das 2002er Album im Hörgenuss deutlich über Egogewichse und unnötigen Saitenverschleiß wie noch bei „Alchemy“ oder „War To End All Wars“ hebt, ist Dougie White am Mikro. Der Mann hat schon bei Praying Mantis, Rainbow und aktuell bei Cornerstone hinlänglich bewiesen, dass er zu den fähigeren Rock Shoutern gehört und untermauert diesen Ruf hier mit wunderbar einfühlsamen, mitreissenden und schlicht gekonnten Singspielen, die sich jedoch nie von den Starallüren seines Brötchenreichers anstecken lassen. Das ist in mehrfacher Hinsicht erfreulich: Erstens bleiben so Prachtnummern wie „Ship Of Fools“ frei von Koloraturgesang und zweitens besteht bei Dougies diesbezüglicher Bescheidenheit mithin die schwache Chance, dass ihn Mr. Malmsteen nicht rauswirft, sobald seinem Sänger bei Konzerten auch mal applaudiert werden sollte. Zu wünschen wär’s dieser Formation. Ach apropos: der vor längerem von Dream Theater geschasste Derek Sherinian ist hier als Keyboarder gelistet, ohne dass der Topmann – außer vielleicht bei „Touch The Sky“ – zu vernehmen wäre.
„Attack“ von Yngwie J. Malmsteen’s Rising Force erscheint auf Steamhammer/SPV.