Platte der Woche KW 29/2005
Gerade mal zwei Singles („Munich“ und „Bullets“) waren nötig, um ein gesteigertes Interesse an den Editors (ohne The) zu erwecken. Ist die Band, die sich inzwischen in Birmingham zu Hause fühlt, also eher eine Singles-Band oder besitzt sie das Pontential, auch auf Album-Länge zu überzeugen?!? Im Grunde beides, wie „The Back Room“ beweist. Hier gibt es die besagten Singles, dazu einige Single-Anwärter und trotzdem funktionieren alle Songs auch als Einheit. So etwas erhofft man sich von vielen Debüts, doch selten geht dieser Wunsch in Erfüllung. Tom Smith (Gesang, Gitarre), Chris Urbanowicz (Gitarre), Russell Leetch (Bass) und Ed Lay (Schlagzeug) wissen glücklicherweise, wie man Wünsche erfüllt.
Natürlich ist es leicht, die Editors als Trend-Band abzustempeln und in eine Ecke mit The Bravery, The Departure & Co. zu stecken, natürlich kann man es sich einfach machen, und die üblichen Vergleiche zu Interpol und konsequenterweise auch Joy Division ziehen, aber der Gesamteindruck vermittelt doch etwas anderes – natürlich tauchen viele Zitate auf (Chameleons, Echo & The Bunnymen), zugegeben, die Bariton-Stimme von Tom Smith erinnert an Ian Curtis oder Paul Banks, aber letztendlich zählt das Ergebnis – und das zeichnet sich durch Eigenständigkeit aus. Die Band selbst gibt als Einflüsse eher Doves und Elbow (mit denen sie auch bereits gearbeitet haben) an, Tom Smith sagte in einem Interview, dass „Definitely Maybe“ von Oasis der Grund war, warum er zur Gitarre griff. Dabei herausgekommen ist viel Leidenschaft, ein gewisser Hang zur Romantik und Dramatik, und große Melodien, für die andere Songschreiber töten würden – dazu sind die Songs größtenteils auch noch tanzbar. Was will man eigentlich mehr?!?
„The Back Room“ von Editors erscheint auf Kitchenware/Rough Trade/Pias.