Junge, Junge, der Mann hat Ideen! Der 23-jährige Londoner bietet auf diesem seinem Debüt-Album seine Sicht des alternativen Gitarrenpop. Wobei diese Bezeichnung angesichts des überbordenden Füllhorns an Melodien, Rhythmen und instrumentalen Kunststücken, das der englisch-französische Liedermacher da über den verdutzten Hörer ausgießt, dann fast schon wieder einengend wirkt. Sucht man nach Vergleichen, muss man halbverrückte wie Badly Drawn Boy bemühen, um ungefähr einen Eindruck von der Kreativität Warmsleys zu vermitteln. Allerdings hinkt dieser Vergleich auch wieder, denn songwriterisch hat Warmsley noch nicht Goghs Klasse erreicht, macht dies allerdings durch eine nahezu aufdringliche Begeisterung wieder wett, mittels derer er seine nervösen, zuweilen gar hysterischen Songgebilde an den Zuhörer bringt. „The Art Of Fiction“ ist also gewiss keine Scheibe für den ruhigen Feierabend und auch nicht unbedingt für die Autobahn zu empfehlen. Allerdings kann jemand, der sich dermaßen ins Zeug legt wie Warmsley kein schlechter Mensch sein – auch wenn er zuweilen nervt. Wenn der Mann jemanden findet, der seine Kreativität mal bündelt und kanalisiert (vielleicht sogar sich selber?), könnte mal ein ganz großer aus ihm werden.
„The Art Of Fiction“ von Jeremy Warmsley erscheint auf Rykodisc/Rough Trade.