Etwas auch nur vergleichbares sonst macht wohl niemand im Musikgeschäft: Die neunminütige, innige Meditation über – wohl vereinfachend gesprochen – das Thema Liebe versus Hass und die Möglichkeit von Glück lässt den Hörer, der bereit ist, sich darauf einzulassen, nachdenklich, beglückt, gestreichelt zurück.
Aus einem ruhigen Computerbeat erhebt sich eine einfache Figur auf der akustischen Gitarre, die man „hypnotisch“ würde nennen wollen, wenn dieser Ausdruck nicht schon auf soviel Mist angewandt worden wäre. Darüber wehen die Vocal-Samples hinweg, in denen sich die Inspiration für diese „Andacht“ verbergen. Diese vollzieht sich „in Verbeugung“: Hannah Arendt, Charlie Chaplin, R.L. Stevenson und einigen mehr. Den Abschluss dieses Kleinods bildet ein triumphierendes Rockgitarrencrescendo. „Gehirnjogging“ ist doch gerade so in – „Andacht“ ist der Soundtrack für ein Gefühlsjogging.
„Andacht, im Anschluss: Begegnung“ von Juli Kapelle erscheint auf t&tt/Rough Trade.