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Ich liebe diesen Jungen!
Fünf Typen in zu kurzen Latzhosen, mit Glitter, Gaffer-Tape und grotesker Schminke: The Bitter Tears aus Chicago sahen nicht nur so aus, als wären sie aus einer Irrenanstalt im Hinterland von Kentucky getürmt, sie klangen irgendwie auch so: Irgendwo zwischen Country, Kunst und Varieté. Das Publikum im Knust war mit so viel Twang und schrägem Humor aus heiterem Himmel scheinbar etwas überfordert und blickte zum Teil peinlich berührt, als Sänger Alan Scalpone plötzlich ins Publikum sprang und manisch durch die Gegend tanzte.
Magnolia Electric Co. und Frontman Jason Molina gaben sich mit beigefarbenen Anzügen optisch schon etwas seriöser. Das Songfragment „An Arrow In The Gale“, jener seltsam verlorene Epilog des aktuellen Albums „Josephine“, eröffnete kurioserweise das Konzert und ging sogleich in „Little Sad Eyes“ über, das die Band in bester Crazy Horse-Manier ausdehnte. Die wie ein Geist beschworene Josephine tauchte im Laufe des Abends noch einmal auf, nämlich in Form des gleichnamigen Titelsongs. Davon abgesehen blieb das aktuelle, recht introvertierte und ruhige Album an diesem Abend eher außenvor. Das war zwar schade, aber dass die Band live auf eingängiere Stücke wie „Hammer Down“ baute, konnte man Molina und Co. andererseits auch nicht verübeln. Das Publikum dankte es mit reichlich Applaus.
Gegen Ende des Abends war es Knust-Chef Norbert, der vor den Zugaben auf die Bühne stieg, um seine langjährige Wertschätzung von Jason Molinas verschiedenen musikalischen Inkarnationen Ausdruck zu verleihen und – offensichlich leicht schon angeheitert – die Sache auf den Punkt brachte: „Ich liebe diesen Jungen.“