Wohl in jeder Generation junger Barden, die in den USA heranwächst, gibt es einen, der Woody Guthrie sein will. Vikesh Kapoor ist so einer. Bevor er nun dieses – sorgsam komponierte und bemerkenswert ausgewogene – Debütalbum zusammenstellte, übte er sein Metier auf die harte Tour und zog als Troubadour durch die Lande. In Portland ließ er sich schließlich nieder und arbeitete zwei Jahre an dem Album (das sich freilich anhört, als sei es an einem Nachmittag entstanden, was aber durchaus ein Lob sein soll): Dieses beginnt als klassisches Folk-Solo-Album, auf dem Vikesh Kapoor mit brüchiger Stimme die (von einem Zeitungsartikel inspirierte) Geschichte von Willy Robbins ausbreitet, einem Working Class Hero, der mit der Zeit alles verliert. Erst im Verlauf der Scheibe kommen nach und nach andere musikalische Elemente hinzu, die das Ganze ein wenig ausfüllen (etwa kammermusikalische Streicher). Das ist alles unspektakulär, aber solide inszeniert – vor allen Dingen aber absolut glaubhaft, denn Kapoor schafft es, die erzählerischen Tugenden (zum Beispiel eben in der Art eines Woody Guthrie) auf seine Art in die Jetztzeit zu transferieren – etwa, indem er auch die Sprache der Jetztzeit verwendet. Wenn schon Folk, dann bitte nur so.
„The Ballad Of Willy Robbins“ von Vikesh Kapoor erscheint auf Loose/Rough Trade.