Soul gibt es hier nicht und auch als Orchester kann man dieses Quartett um den charismatischen Jung-Blueser Marty O’Reilly nicht wirklich bezeichnen. Was das Projekt an namenstechnischer Eleganz aber vielleicht vermissen lässt, wird durch musikalische Authentizität, Tiefgang und Originalität durchaus wieder wettgemacht. Der knorrige Performer O’Reilly hat die legendären Altvorderen durchaus mit Gewinn studiert, kopiert aber nicht einfach die Errungeschaften der alten Blueser, sondern emuliert das Ganze auf seine ureigene Weise, die sich in etwa als Folkblues bezeichnen ließe – allerdings nicht in der reinen Form etwa eines Mississippi John Hurt, sondern – aufgrund der Beiträge des Bandeigenen Fiedlers Chris Lynch – auf eine ganz eigentümliche Weise, in der Elemente aus Swing, Gypsie, gälischer und slawischer Folklore mit polternden, akustischem Hardcore-Blues der Gründerzeit zu einer rumpelnden, schnorrigen Akustik-Melange verquickt werden, die ihresgleichen sucht.
„Pray For Rain“ von Marty O’Reilly & The Old Soul Orchestra erscheint auf Blue House/Broken Silence.