Das ist mal eine Scheibe für all diejenigen, denen technische Perfektion und das Regelkonforme, korrekte Abarbeiten gängiger Genre-Konventionen eben NICHT genug ist. Denn mit seinem neuen Studio-Album kehrt Ry Cooder wieder zu jenen Tugenden zurück, die ihn seit Beginn seiner Karriere als eher unangepassten Querdenker auszeichneten – was letztlich dazu führte, dass er als Soundtrack-Komponist und als Entdecker des Bueno Vista Social Club zu weltweiter Bekanntheit aufstieg%3B was ihn aber nie alleine auszeichnete.
„The Prodigal Son“ – der verlorene Sohn – kehrt also auf den neuen Album zu seinem leicht schnoddrigen, stets rau und ungeschliffenen und eben unangepasstem Verhältnis zur traditionellen, amerikanischen Roots-Musik zurück, das ihn Anfang/Mitte der 80er Jahre zu einer anerkannten Koryphäe auf dem Sektor machte. Mit deutlichen Referenzen an die Vorväter und einer dezidierten Gospel-Thematik angereichert, macht Cooder wieder das, was er am besten kann: Die Americana-Genre-Klischees zwischen Country, Folk, Blues und eben Gospel aufzuschlitzen und von innen heraus nach eigenem Gusto wieder grob zusammenzunähen – inklusive aller Warzen, Haken und Ösen, die eine solche Vorgehensweise mit sich bringt – aber auch mit jeder Menge Herzblut, Wärme und Feinfühligkeit, wenn es denn darauf ankommt.
„The Prodigal Son“ von Ry Cooder erscheint auf Caroline/Universal.