So schlimm die COVID-19-Pandemie Künstlerinnen und Künstlern derzeit auch zusetzt: Manchmal führt sie auch dazu, dass Aufnahmen ans Tageslicht kommen, die sonst vielleicht für immer im Archiv gelandet wären – Alela Dianes „Live At The Map Room“ zum Beispiel. Entstanden sind diese Aufnahmen nämlich bereits vor zweieinhalb Jahren, am Ende der Tournee, auf der die amerikanische Folk-Heroine an der Seite ihrer beiden fabelhaften Multiinstrumentalistinnen Heather Woods Broderick und Mirabai Peart begeistert hatte. Zurück daheim in Portland, Oregon, hielten die drei Damen ihr Tourneeprogramm (und ein hinreißendes A-cappella-Cover von Ola Belle Reeds „My Epitaph“) bei Aufnahmen im Map-Room-Tonstudio fest – ohne Publikum zwar, aber trotzdem live und ohne große Tricksereien. Bei aller Perfektion, die bereits in den Konzertsälen für atemlose Stille gesorgt hatte, klingen die Songs hier deshalb stets wunderbar naturbelassen, wenn die drei – in kleiner Besetzung zwar, aber trotzdem eindrucksvoll facettenreich – mit Akustikgitarre, Klavier, Cello, Bratsche, Quer- und Blockflöte, Bass-Synths und allerhand Perkussioninstrumenten Alelas Lieder im Geiste der zeitlos schönen Originale, aber doch nicht nur als reines Abziehbild interpretieren und dabei die Energie all der Orte kanalisieren, die sie auf ihrer Welttournee zuvor gemeinsam besucht hatten. Auch wenn der Gänsehaut-Faktor bei den Konzerten noch größer war, weil das Live-Erlebnis nun mal unvergleichlich ist und bleibt – abgerundet mit stimmungsvollen Schwarz-Weiß-Fotos, die von den drei Protagonistinnen und ihrem Tourbegleiter und Tontechniker Remco Frijns stammen, ist dies ein feines Dokument der musikalisch vielleicht schönsten, nein, der besten Tournee in Alela Dianes Karriere.
„Live At The Map Room“ von Alela Diane with Heather Woods Broderick and Mirabai Peart erscheint auf Believe/Soulfood.
