Oft ist es ja so, dass sich musikalische Projekte auf den kleinsten gemeinsamen Nenner reduzieren, wenn sich Musiker in Bands zusammenfinden, in der alle Beteiligten zu gleichen Teilen beteiligt sind. Erstaunlicherweise ist das bei Nora Oertel und ihre Jungs aber nun gar nicht der Fall. Kompromisse beziehen sich bei Onemillionsteps nämlich bestenfalls darin, dass sich alle Beteiligten einig sind, nichts auszuschließen. Das erklärt dann auch, dass die Band aus Hamburg ihren psychedelisch angehauchten Artpop von vorneherein mit epischer Großzügigkeit so ambitioniert konzipiert, dass schlicht alle Ideen Platz in den jeweils recht vertrackt angelegten Tracks Platz finden – und zwar losgelöst von stilistischen Regeln und dem, was sich vielleicht logischer oder schlüssiger angeboten hätte. Kurz gesagt: Es passiert – besonders auf der Instrumentalen und klanglichen Ebene – also eine ganze Menge in den insgesamt zehn Songs – ohne dass sie dadurch irgendwie überladen wirkten. Richtige Popmusik kann dabei natürlich nicht rauskommen – soll es aber offensichtlich auch gar nicht. Der Spannungsbogen reicht dabei von Andeutungen aus den folkigen Anfängen der Band über psychedelischen New Wave Pop, Krautrock-Sprengsel und Prog-Charme bis hin zum souligen Ambient-Flair (nur um es irgendwie in Worte zu kleiden). Wie gesagt: Logisch und vorhersehbar ist das alles nicht – aber gerade das ist ja der Witz.
„White Is All Colors“ von Onemillionsteps erscheint auf Listenrecords/Broken Silence.