Sie mache nebenher Musik, um ihre Strickkarriere voranzubringen, lässt uns Morgan Harper-Jones auf ihrer Bandcamp-Seite wissen. Dass das eventuell geflunkert ist, unterstreicht nun das feine Debütalbum der Britin. Nachdem ihre Songs – und ihre liebenswert folkifizierten Coverversionen von „I Wanna Dance With Somebody“ und „Video Killed The Radio Star“ – bereits im Netflix-Streifen „Love At First Sight“ bleibenden Eindruck hinterlassen haben, heftet sich die junge Singer/Songwriterin auf „Up To The Glass“ bisweilen an die Fersen von Genre-Primus Phoebe Bridgers und findet mit leisen Selbstfindungs-Songs in folkigem Dream-Pop-Gewand und super-catchy Indierock-Hymnen mühelos den Sweetspot zwischen Tiefgründigkeit und Sorglosigkeit. Preise für Originalität wird Harper-Jones mit diesem Erstling ganz sicher nicht einheimsen, und manchmal wünscht man sich ein bisschen weniger Kalkül, aber clever gemacht ist das Ganze allemal. Anders ausgedrückt: Wenn sie schon bald mit ihren Songs erfolgreicher sein würde als mit ihren Strickwaren, wäre das keine Überraschung.
„Up To The Glass“ von Morgan Harper-Jones erscheint auf Pias/Rough Trade.