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Spooky!
Für ihre Halloween-Show in Rotterdam tags darauf haben sich La Luz einiges vorgenommen, doch auch schon das ihr Gastspiel im Rahmen des New Fall Festivals in Düsseldorf ist ziemlich spooky – wenngleich auf eine gänzlich andere Art: Das drittletzte Konzert seiner kräftezehrenden fünfwöchigen Europa-Tournee bestreitet das schwer zu kategorisierende US-Quartett ohne Bühne, inmitten des Publikums und in grellem Weiß ausgeleuchtet im Museums-Café des Düsseldorfer NRW-Forums.
„Dies ist wahrhaft einer der seltsamsten Orte, an dem ich mich je wiedergefunden habe – in einem Sex-Museum umringt vom Publikum“, begrüßt Frontfrau Shana Cleveland lachend das Publikum im restlos ausverkauften Pong. Das ist zugegebenermaßen etwas geflunkert, denn es handelt sich eigentlich „nur“ um eine Ausstellung zum Thema Sex in einem ansonsten sehr reputablen Museum, aber die Frage, was die Macherinnen und Macher des New Fall Festivals geritten hat, dieses Konzert einer für ihre psychedelischen Vibes bekannten Band ausgerechnet an diesem Ort zu veranstalten, steht trotzdem nicht nur für Shana den ganzen Abend über im Raum.
Doch auch wenn das Venue auf den ersten (und zweiten und dritten) Blick denkbar ungeeignet scheint für die in Kalifornien heimische Band, ist der Auftritt doch ein Heidenspaß. Am Ende crowdsurft sogar der Plastik-Alien durch den Raum, der zuvor verstohlen hinter der für diese Tour zurückgekehrten Keyboarderin Alice Sandahl (ein sehr willkommener blast from the past, übrigens!) in Lauerstellung gelegen hatte. „Er hat viel von der Welt gesehen und ist von sehr vielen Händen angefasst worden“, scherzt Shana danach mit Blick auf das kleine grüne Bandmaskottchen. „Jetzt muss er nur noch drei Tage überstehen, denn nach dieser Tour geht er in Rente.“
Mit ihrem Sound treffen La Luz den Sweetspot zwischen Nostalgie und Hypnose, wenn sie den sonnendurchfluteten Surf-Rock mit der Melancholie des 60er-Jahre Psychedelic-Rock kombinieren und ab und zu auch mal einen Abstecher in Garagegefilde erlaubt ist. Knackig kurze 60 Minuten lang – dass Bands beim New Fall Festival ihr reguläres Programm zusammenstreichen, hat leider Tradition – entführen uns Cleveland, Sandahl, Drummerin Audrey Johnson und Bassistin Lee Johnson in eine Welt, in der schräge B-Movies den Vibe vorgeben, und sorgen mit ihrem Sound zwischen Traum und Trance für genau den richtigen musikalischen Backdrop.
Passend zur in den 60s verwurzelten Musik – im Mittelpunkt stehen natürlich die Songs des beindruckend facettenreichen letztjährigen Albums “News Of The Universe“ – gibt es auch einige augenzwinkernde Girl-Group-Choreografie-Elemente, die perfekt zur relaxten, bisweilen fast ein wenig albernen Stimmung der Band an diesem Abend passen.
Nur einmal ist Shana leicht enttäuscht, denn für die Zeile „Someone made a big machine / That somehow makes the air more clean / In Germany or something, I forgot“ in „Poppies“ hätte sie sich dann doch eine enthusiastischere Reaktion des Publikums gewünscht. ‚Das müssen die berühmten kulturellen Unterschiede sein“; sagt sie lachend. „Wenn ich den in den USA ‚America‘ in einem Song erwähnen würde, gäbe es wildes Who-hoo“. Aber auch so verdienen sich La Luz ihre Zugabe redlich, für die es mit der Ballade „Easy Baby“ sogar bis zur allerersten EP aus dem Jahre 2012 zurückgeht.
Die große Anzahl der Zuschauerinnen und Zuschauer, die nach der Show das Pong freudestrahlend mit einem La-Luz-Album unter dem Arm verlassen, unterstreicht: Am Ende war es doch ein wirklich schöner – und noch dazu sehr amüsanter – Konzertabend.

























