Wenn sich europäische Künstler an den Traditionen und sentimenten klassischer musikalischer US-Tugenden versuchen, dann scheitert das ja oft daran, dass die für Amis „normalen“ Themen wie z.B. das Sehnen nach der Weite des Raumes und der inhärente Drang zur rastlosen Bewegung aufgrund des Fehlens der kontinentalen räumlichen Ausdehnung hierzulande nicht so recht nachvollzogen bzw. glaubwürdig verinnerlicht werden können. Ohne jetzt das zweite Album der Linzer Songwriterin Amelie Tobien als Americana-Opus abtun zu wollen, muss aber doch attestiert werden, dass ihr in den Stücken, wo sie sich diesem Genre zuwendet („Fall Into My Arms“, „Green Room“, „Ocean Girl“ oder gar „Westbound“) recht überzeugend gelingt, eben die typischen Amerikanismen emotional und inhaltlich glaubwürdig zu verkörpern. Das hat vermutlich auch damit zu tun, dass sie sich mit Sicherheit dem Rat von Muttersprachlern wie z.B. Ian Fisher (der auf diesem Album auch mitmacht) nicht verschloss und sicherlich auch von einem Aufenthalt in Irland inspirativ zehrt. Aber wie gesagt: „Monument“ ist kein Americana-Abklatsch, sondern überzeugt mit einem allgemein breit gefächerten stilistischen Angebot – auch mit Rock- und Indie-Pop-Momenten. Besonders schön dabei ist der Umstand, dass sich Amelie dem Pop-Gedanken im Allgemeinen gegenüber nicht verschließt, sondern diesen stattdessen sogar vollumfänglich auslebt (wovor viele ihrer Indie-Kolleginnen aus Credibility-Gründen oft zurückschrecken). In einer besseren Welt wären so manche der „Monument“-Tracks potentielle Hit-Kandidaten. „Monument“ ist eine Scheibe für all jene, die einfach den zeitlosen Wert gut gemachten Songwritings, empathischer Präsentationen und handwerklicher musikalischer Fertigkeiten zu schätzen wissen.
„Monument“ von Amelie Tobien erscheint auf Assim/Rough Trade.